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Kirchweihjubiläum - „Fünfzigjahrfeier neue Kirche St. Bonifatius“ zu Windsbach: 

Katholische Kirche in Windsbach auf ihrem Weg durch die Zeit:

von Peter Weißgerber

 

Historie:
Im Zuge der Reformation in Deutschland bekannten sich am 25.05.1530 in der sogenannten „Confessio Augustana“ anlässlich des Reichstages in Augsburg viele der Reichsstände zu den Lehren des Reformators  Dr. Martin Luther. Ein Reichsstand war eine Person, die ständig Sitz und Stimme im Reichstag des Heiligen Römischen Reiches, Deutscher Nation hatte, so auch der Ansbacher Markgraf „Georg der Fromme“.    Er war ein überzeugter Anhänger der Reformation. So  Windsbach der Markgrafschaft Ansbach untertan war,  erfolgte im Ort schnell die Reformation und der letzte katholische Stadtpfarrer (Pfarrer Kaut)  wurde noch im Jahre 1530 seines Amtes enthoben. Die Ausübung katholischen Glaubens in Windsbach kam nun völlig zum Erliegen und dies für eine Zeit von beinahe vierhundert Jahren.

Neubeginn:
Zum Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts hatten sich etliche Familien  katholischen Glaubens hier im Rezatstädtchen neu angesiedelt. In Windsbach gab es keine katholische Kirche mehr und so waren die Menschen  alle nach Mitteleschenbach gepfarrt d.h., dass  der Besuch von Gottesdiensten mit einem sehr beschwerlichen, weiten Weg verbunden war. Der Trend der Mehrung der Katholiken  hielt  an und aufgrund des beharrlichen Betreibens der Windsbacher, eine eigene Kirche errichten zu dürfen, sah sich die Kirchenstiftung  Mitteleschenbach letztendlich zum Bau   einer Filialkirche in Windsbach veranlasst. Sie  erwarb im Jahre 1927 Gelände und Maschinenhalle eines aufgelassenen Sägewerks für 9.500,00 Reichsmark und errichtete dort 1928 nach den Plänen des Nürnberger Architekten Theo Ehrenfriedt eine sogenannte Notkirche. Nun, der Begriff „Notkirche“ traf ja so nicht ganz zu, denn es war eigentlich ein doch recht schmuckes Kirchlein mit den dem Jugendstil nachempfundenen geschwungenen Giebeln und einem aufgesetzten Dachreiter mit zwei Glocken, welche die Wirren des 2. Weltkrieges unbeschadet überstehen sollten.

Mit der Benediktion durch Domkapitular Regnath aus Eichstätt  fand das Notkirchlein unter dem Patronat des heiligen Bonifatius  am 11.11.1928 seine Bestimmung als Gotteshaus. Von nun an wurde alle 14 Tage ein Sonntagsgottesdienst durch einen Geistlichen aus  Mitteleschenbach abgehalten. Im Jahre 1935, die Anzahl der Katholiken in Windsbach war weiter angewachsen, wurde neben dem Kirchenbau ein Pfarrhaus errichtet. In dieses zog Pfarrer Josef Hausmann ein der hier seinen Ruhestand verbringen wollte um  daneben  auch den wenigen anfallenden seelsorgerischen Aufgaben nachzukommen. Im Jahre 1946 hatte sich die Anzahl der Katholiken in Windsbach sprunghaft erhöht. Grund hierfür war  der Zustrom von Heimatvertriebenen, in der Summe hauptsächlich aus dem katholisch geprägten Sudetenland. Im Dezember 1946 wurde die dauernde Seelsorgestelle  durch Pfarrer Joseph Smolnik besetzt und im Jahr 1952  zur Kuratie ernannt = eine Quasipfarrei, die eine bestimmte Gemeinschaft in einer Teilkirche ist und einem Priester als eigenem Hirten anvertraut wird. Dieser Priester war ab 1952 Pfarrer Anton Hille.

Mit Beginn seines Wirkens entwickelte sich  ein sehr reiches Kirchenleben, in der Pfarrfamilie; einer würdigen Liturgie zuträglich war das musikalische Wirken eines guten Kirchenchores. Am 01.01.1961 wurde die Kuratie Windsbach zur Expositur erhoben. Die Expositur gehörte zur Kirchenstiftung Mitteleschenbach  als der Mutterpfarrei, doch  war die  Pfarrstelle in Windsbach  als Körperschaft des öffentlichen Rechts nun im Wesentlichen eine selbständige Pfarrgemeinde. Die Jahre gingen und mit ihnen und nach Pfarrer Hille (1964) zwei weitere Seelsorger Pfarrer Kaspar Hirschbeck und Pfarrer Joachim Götz. Im Herbst 1967 kam mit Wolfgang Forsten ein junger  Pfarrer in die Expositur – unter seiner Ägide sollte ein neues Kapitel im Buche der Katholischen Kirche in Windsbach aufgeschlagen werden!

Kirchenneubau:
Das bestehende Kirchengebäude musste im Laufe der Jahre immer wieder aufwändig saniert werden, da hauptsächlich die  Außenmauern  stets wiederkehrende Feuchtigkeits- schäden aufwiesen. Die einfach verglasten Fenster waren marode und so auch das Dach; Die Bausubstanz war ja schlussendlich die eines alten Sägewerks. Die Kirchenverwaltung beauftragte deshalb im Jahre 1968 den Windsbacher Maurermeister Watzl mit einem Sanierungsgutachten. Dieser kam zu dem Schluss, dass die gesamte Bausubstanz zu schlecht war um auf Dauer einen bleibenden Sanierungserfolg zu erreichen. Er riet summierend  zur wirtschaftlichsten Lösung, nämlich zu einem Neubau der Kirche.

Im Jahre 1969 reifte in der Kirchenverwaltung der einhellige Entschluss, keinen Aufwand mehr für  Renovierungsarbeiten zu betreiben; es sollte nur noch ein Kirchenneubau in Frage kommen. Mit dieser Entscheidung und Planungen im Gepäck begab sich Pfarrer Forsten nach Eichstätt und bekam letztendlich vom Bischöflichen Ordinariat „grünes Licht“ zum Bauvorhaben. Das Architekturbüro Wolfgang Gsaenger aus Georgensgmünd wurde mit der Planung beauftragt und im Juli 1970 erfolgte im Bischöflichen Baureferat die Genehmigung der Baupläne. Doch wie sollte das Bauvorhaben mit Leben erfüllt werden d.h., wie sollte die Finanzierung erfolgen?  Die Diözese bezahlte zwar den Kirchenneubau mit Turm;  für die Finanzierung der kompletten Innenausstattung indes musste die kleine Expositur allerdings selbst aufkommen und zwar im Umfang eines hohen  fünfstelligen Betrages. Wie sollte die Diasporagemeinde diese Hürde überwinden, wollte sie sich nicht hoch verschulden?  Pfarrer Forsten kam auf die Idee, ihm aus den Studentenverbänden bekannte Namen von Personen  bundesweit zielgerichtet anzuschreiben um  Spenden für den Kirchenneubau in Windsbach zu generieren. Er formulierte einen Bettelbrief und die Ehefrau des damaligen Kirchenpflegers Josef Maurer -Frau Gerda Maurer-, versendete 2000!! Briefe und tippte vorher alle Adressen auf der Schreibmaschine. Womit man so nicht gerechnet hatte... geradezu  eine Welle an Spenden traf für das Bauvorhaben ein!  Letztendlich konnte auf diesem Wege die gesamte Finanzierung gesichert werden und nach Baufertigstellung war die Katholische Kirchengemeinde in Windsbach  schuldenfrei!!

 

Geschehnisse in der Zeitfolge:   
Am 28.03.1971 fand die letzte Messfeier in der alten Kirche statt. Während der darauf folgenden Bauzeit stellte die evangelische Kirchen- gemeinde mit Dekan Hans-Georg Meyer, unserer Kirchengemeinde die Friedhofskirche für die Gottesdienste kostenlos zur Verfügung. Am 11.07.1971 legte Domkapitular Wilhelm Reitzer, Eichstätt, den Grundstein für die neue Kirche St. Bonifatius und am 29.10.1971 wurde das Richtfest gefeiert. Am 26. Mai 1972 wurden die vorhandenen Glocken in den neuen Kirchturm eingehoben. Diözesanbischof Dr. Alois Brems, Eichstätt, weihte am 25. Juni 1972 feierlich das Gotteshaus ein; welch ein großer Tag für die Katholiken in Windsbach!  Am 30. März 1975, wurde die bisherige Expositur zur Pfarrei erhoben. Kurz darauf, am 20.April 1975 bestätigte Generalvikar Josef Pfeiffer, Eichstätt, die förmliche Pfarrei-Erhebung und führte den  Expositus Wolfgang Forsten mit einer festlichen Meßfeier in das  Amt als ersten Pfarrer in der neuen Pfarrei ein. Sonntag, 02.11.1975:  Bischof Dr. Alois Brems, Eichstätt, besuchte unsere Pfarrei im Rahmen eines festlichen Hochamtes.  Am 01.11.1976 bestellte die Kirchenverwaltung eine Pfeifenorgel mit 7 Registern bei Firma Mathis&Söhne in Näfels/Schweiz. Die feierliche Orgelweihe erfolgte am 25.09.1977  durch Domdekan Professor Dr. Josef Lederer, Eichstätt. Der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Hans Thamm wirkte bei der Feier mit und die Orgel spielte Direktor Johannes Rackl aus Eichstätt. Am 30.04.1978:  Zum ersten Male spendet Bischof Dr. Alois Brems, Eichstätt, in der neuen Bonifatiuskirche 60 Kindern aus Veitsaurach und Windsbach das Sakrament der heiligen Firmung.   Sommer 1979:  Das Pfarrhaus wird modernisiert und ein neuer Anbau integriert. Am 27.04.1980: Erneut Firmung in St. Bonifatius durch Bischof Dr. Alois Brems, Eichstätt.

Ab 01.09.1980 konnte die Pfarrei St. Vitus in Veitsaurach nicht mehr neu besetzt werden. Seitdem muss der Windsbacher Pfarrer in beiden Kirchenstiftungen vollumfänglich seinen Dienst versehen.

Herbst 1987: Pfarrer Forsten verließ nach 20 Jahren die Pfarrei Windsbach; als neuer Pfarrer kam Reinhard Kürzinger. Dieser feierte im Sommer 1988 mit der Kirchengemeinde zum Kirchenpatronat St. Bonifatius, das erste Pfarrfest in Windsbach, ein von da an alljährlich stattfindendes Fest. Anfang 1989 erfolgte nach Anhörung der betroffenen Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderäte, des Priesterrates und des Domkapitels durch Diözesanbischof Dr. Karl Braun, Eichstätt, die Umpfarrung des Ortsteiles Sauernheim aus der Pfarrei Wolframs-Eschenbach in die Pfarrei Windsbach.

Am 22.09.1988 kaufte die Katholische Kirchenstiftung von Fa. Georg Schwarz ein Grundstück an der Ansbacher Straße. Auf diesem Gelände wurde ein Parkplatz angelegt welcher sowohl von unseren Kirchenbesuchern als auch für Besucher des anliegenden Altenheims genutzt werden kann. Am 01.10.1989 verließ Pfarrer Kürzinger Windsbach; sein Nachfolger wurde ab November 1989  Pfarrer Bruno Fischer. In der Amtszeit von Pfarrer Fischer begann die Tradition in unserer Pfarrei, Pilgerfahrten zu unternehmen. Diese Tradition findet Folge bis in die gegenwärtige Zeit.  Im Mai 1992 besuchte Bischof Raul Scarrone aus Uruquay in Begleitung von Pfarrer Severino unsere Pfarrei. Im Oktober 1993 verließ Pfarrer Bruno Fischer  Windsbach. Ein Nachfolger ließ auf sich warten -  die Pfarrei wurde von verschiedenen Aushilfen betreut. Im April 1994 kam Pfarrer Dr. Josef Schierl nach Windsbach. Im Sommer 1994 beschloss die Kirchenverwaltung, die vierzehn Tafeln des „Kreuzwegs“ erneuern zu lassen. Der Auftrag erging an den aus Rußland stammenden Künstler Valodja Krasnov, welcher die Stationen im ikonografischen Stil nach und nach auf massive Holztafeln malte. Im Frühjahr  1996 war der „Kreuzweg“ fertiggestellt und am 12. Mai 1996 benedizierte Abt Gregor Hanke OSB aus Kloster Plankstetten,  in einem feierlichen Gottesdienst den neu errichteten Kreuzweg  in unserer Kirche.  August 1999 - Pfarrer Dr. Josef Schierl wurde nach Ingolstadt abberufen.

Für ihn trat im Herbst 1999 Pfarrer Jan Jagodinski aus  Breslau/Polen den Dienst in Windsbach und Veitsaurach an und am 21. Mai 2000 wurde die 25-Jahrfeier zur Pfarrei- erhebung durchgeführt. Nach einigen wenigen Jahren verließ Pfarrer Jagodinski im Sommer 2005 Windsbach wieder um eine Pfarreistelle in St. Pölten in Österreich anzutreten. In der Zeit zwischen Sommer- bis Herbst 2005  versah Pfarrer Josef Fersch aus Wolframs-Eschenbach die seelsorgerischen Aufgaben in unserer Pfarrei.

Im September 2005 kam mit Hans-Josef Peters ein neuer Pfarrer in unsere Kirchenstiftung; ein tatkräftiger Mann mit hoher seelsorgerischer- und sozialer Kompetenz und guter Organisator. Die Bewältigung der anfallenden Aufgaben in den folgenden Jahren sollte alle dieser Fähigkeiten erfordern…

Glaubensleben:  
Die Einführung von Bibelabenden, Erwachsenenbildung und die stete Erfüllung des Lebens mit Glaubensinhalten fand den Höhepunkt in vielen Pilgerfahrten u.a. zu Papstmessen in Regensburg und Erfurt. In Pilgerreisen nach Trier (hlg. Rock-Wallfahrt), Altötting, Waldsassen, Freising, Dietfurt,  Neumarkt, Kloster Neresheim mit Maria Brünnlein in Wemding. Unvergessen sind die Pilgerfahrten nach Fatima, Lourdes und Zschenstochau (Polen). Die ökumenische Zusammenarbeit konnte sich gut weiterentwickeln.

Unsere Kirchenliegenschaften: 
Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte nagte der Zahn der Zeit unentwegt an der  baulichen Substanz der Liegenschaften der Kirchenstiftung und dessen Interieur. Die Kirchenverwaltung unter Vorsitz von Pfarrer Peters hatte mannigfache Projekte anzugehen, welche alle zu einem guten Ergebnis geführt werden konnten.

Diese waren u.a. die Sanierung des Pfarrhauses mit Einrichtung einer neuen Heizungsanlage und wärmedämmenden Fenstern mit neuer Haustüre. Die energetische Dämmung der Obergeschossdecke, neue Dacheindeckung und Fassadenanstrich. Kirchenbau:  Sanierung der Kirchenfenster und Innenraum. Neue Leuchtmittel, maßvolle Umgestaltung im Kirchenschiff und Marienaltar. Einbau einer elektrischen Unterbankheizung (die alte Warmluftheizung verschlang Unsummen von Heizkosten). Sanierung der Pfeifenorgel, eine neue Lichtanzeige und Mikrofonanlage. Sanierung des Pfarrheimes mit Erneuerung des Bodenbelages, neue Elektrik, neues Mobiliar und neuer Anstrich. Im Untergeschoss mit Erneuerung der Sanitäranlagen und Sanierung nach Wasserschaden.

Alle diese Sanierungsmaßnahmen summierten sich in einem sechsstelligen Euro-Betrag und konnten letztendlich durch Zuschüsse aus Eichstätt und durch Spenden, welche Pfarrer Peters zu generieren wusste, alle bezahlt werden. Nach Abschluss aller genannten Maßnahmen ist die Kirchenstiftung St. Bonifatius in Windsbach  schuldenfrei!

 

Nun jährt sich die Kircheinweihung zum fünfzigsten Male. Nach Meinung des Verfassers ist unsere Kirche sowohl in baulicher Hinsicht als auch im Bestand der Glaubensinhalte gerüstet für die nächsten fünfzig Jahre. Wir dürfen uns  gemeinsam darüber freuen!

 

 

Eintrag über die Pfarrei in St. Bonifatius (Windsbach) – Wikipedia  und  Kirchen | Windsbach

Bild: Gaby Bessen
In: Pfarrbriefservice.de